Zerstörungsfreie Wurzelortung
Die Kenntnis des statisch relevanten Wurzelraumes ist
für die Abschätzung der Standsicherheit von Bäumen von großer
Bedeutung. Im
AGIP-Forschungsschwerpunkt „Städtischer Wurzelraum“ an der HAWK-Fakultät
Ressourcenmanagement in Göttingen wurden seit dem Jahr 2007
erfolgversprechende Prospektionsmethoden zur Wurzeldetektion erforscht
und in ihrer Anwendung bis zur Praxisreife
entwickelt (Weihs et. al 2010).
Das Baumbüro Göttingen/Bovenden
bietet die folgenden Methoden, bei denen ein aufwändiges und invasives
Freilegen von Wurzeln entfällt, als Dienstleistung an (z.B. Projektierung von
wurzelschonenden Trassenverläufen im Vorfeld von Tiefbaumaßnahmen,
Feststellung von Einwurzelungen in Rohrleitungen/Kanäle und andere Bauwerke,
eindeutige Zuordnung von schadensverursachenden Wurzeln zu einem bestimmten
Baum im Rahmen von Schadenersatzprozessen).
Wurzelortung
mittels Magnetfeldmethode
Die Zuordnung von in Bauwerke und Rohrleitungen eingedrungenen und
schadensverursachenden Wurzeln zu bestimmten Bäumen ist in
Schadenersatzprozessen zur Feststellung des
Schadenverursachers von Bedeutung. Kommen mehrere Bäume sowohl
auf dem Grundstück des Geschädigten als auch auf dem angrenzenden
Nachbargrundstück als Schadensverursacher in Betracht, so waren bislang relativ
aufwendige und kostenintensive mikroskopische oder genetische Untersuchung zur
Identifizierung anhand von Wurzelproben notwendig. Handelt es sich um Bäume
gleicher Art bzw. auch gleicher Gattung (z.B. Tannen oder Fichten) war eine
belastbare bzw. beweiskräftige Zuordnung der schadensverursachenden Wurzel
gar nicht oder nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand möglich.
Mit Hilfe
der Radiotechnologie lassen sich einfach und kostengünstig schadensverursachende Wurzeln ohne großen
Aufwand eindeutig bestimmten Bäumen zuordnen, wurzelschonende
Trassenverläufe im Vorfeld von Tiefbaumaßnahmen projektieren und das
Vorhandensein von Einwurzelungen in
Leitungsgräben/Kanäle überprüfen.
Anonymus
(2008): Das ABC der Ortungstechnik. Radiodetection
CE, Continental Europe Industriestraat 11NL-7041 GD’s-Heerenberg (Hrsg.), 33
S.
Georadar
Beim
Bodenradarverfahren (engl. Ground Penetrating Radar; GPR) werden hochfrequente
elektromagnetische Wellen in den Untergrund eingestrahlt. Diese Wellen, die
sich in der Luft annährend mit Lichtgeschwindigkeit fortsetzen, werden von
den verschiedenen Bestandteilen des Bodens, den sie durchdringen,
unterschiedlich beeinflusst. Die dabei auftretenden Änderungen des
Ausbreitungsverhaltens werden von einer Empfangsantenne wieder aufgezeichnet,
wobei die Stärke (Amplitude) des eingehenden Signals in eine Farbskala
umgerechnet wird. Die in Farbabstufungen umgerechneten Amplituden werden
anschließend in einem Blockbild (ähnlich wie ein Bodenprofil), dem so
genannten Radargramm dargestellt. In einem solchen Blockbild können auch
Wurzeln anhand ihrer Form als Hyperbeln ausgemacht werden. Die sicherste
Unterscheidung von Wurzeln und anderen Objekten gelingt durch die
dreidimensionale
Erfassung einer Untersuchungsfläche. Hierbei werden mehrere Messungen in
einem möglichst engmaschigen Raster rechtwinklig zueinander durchgeführt, so
dass durch Interpolation ein dreidimensionales Abbild des Untergrundes an
einem Baumstandort erzeugt wird. Darin können Wurzeln als vom Baum wegführende,
sich vergabelnde Strukturen erkannt werden.
Abb.
1:Wurzelsondierung
an einem alten Silberahorn am Berliner Landwehrkanal mittels Georadar
und Geoelektrik (links) und
2D-Radargramm der korrespondierenden Wurzelwerks
(rechts)
Geoelektrik
Mit
Hilfe der Geoelektrik (Elektrische Bodenwiderstandstomographie) können anhand
von elektrischen Leitfähigkeitskontrasten Rückschlüsse auf den Aufbau des
Bodens getätigt werden, z.B. werden Objekte (auch Wurzeln) und bestimmte
Bereiche im Boden abgegrenzt, deren elektrische Leitfähigkeit von der des
umgebenden Substrats abweicht. Da eine Lokalisierung von Wurzeln nur bei
entsprechenden elektrischen Leitfähigkeitskontrasten zur umgebenden
Bodenmatrix möglich ist, spielen die Bodenverhältnisse eine wesentliche
Rolle. Grobwurzeln haben im Vergleich zum Boden meist einen höheren
elektrischen Widerstand und zeichnen sich vor allem in feuchten Böden als
schlechter Leiter ab. In trockenen Böden verhält es sich umgekehrt. Hier
weist die Bodenmatrix eher einen höheren spezifischen elektrischen Widerstand
als die Wurzeln auf. Im Rahmen der bildgebenden Auswertung lassen sich sowohl
zweidimensionale elektrische Widerstandstomogramme für eine einzelne Messung
als auch 3D-Tomogramme als Kombination aus linearen Einzelmessungen
darstellen.
Abb.
2: Sondierung
einer Starkwurzel mittels Geoelektrik (links) und Überlagerung des
2D-Radargramms mit dem
2D-Widerstandstomogramm für den Wurzelraum des Silberahorns am
Landwehrkanal in Berlin (rechts)
|